Der Ruf des Sturmvogels by Maly Rebecca

Der Ruf des Sturmvogels by Maly Rebecca

Autor:Maly, Rebecca
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2013-06-23T16:00:00+00:00


Kapitel 11

Kommt, nun ist es nicht mehr weit!«, rief Naviol und trieb seinen Wallach wieder an. Ekina saß hinter ihm auf dem bloßen Rücken des Pferdes und hatte die Arme fest um seine Mitte geschlungen. Das Tier trug außerdem die wenigen Dinge, die sie ihr Eigen nannten. Die Zelthäute und Felle waren zu Bündeln verschnürt. Hinzu kamen noch zwei Taschen mit Proviant.

Naviol hatte seine Frau gezwungen, mit ihm auf das Tier zu steigen. Er wollte sie in der drohenden Gefahr immer bei sich haben. Wenn die Weißen angriffen, würde er nicht ohne sie fliehen.

Die Leute seiner Sippe und die Flüchtlinge, die sie aufgenommen hatten, waren erschöpft vom langen Marsch und den kalten Nächten, in denen sie auf Feuer verzichtet hatten, um die Mörder nicht durch den Lichtschein anzulocken.

Nun war der Abend nicht mehr fern, und sie mussten sich einen sicheren Rastplatz suchen, der sich leicht verteidigen ließ. Schließlich fanden sie eine geschützte Stelle in einer bewaldeten Senke, durch die ein kleiner Bachlauf führte.

»Schlachtet ein Schaf«, entschied Naviol.

Seitdem sie auf der Flucht waren, hatten sie jeden Abend ein Tier getötet, und seine Herde, sein kleiner Reichtum, war um die Hälfte geschrumpft. Doch das war nun unwichtig. Sie mussten bei Kräften bleiben, wenn sie ihren Verfolgern entkommen wollten.

»Wir machen das Feuer zwischen den Sträuchern, da wird es niemand sehen«, sagte Ekina leise und drückte Naviols Hand, nachdem sie abgestiegen waren. Er sah ihr nach. Obwohl die Erschöpfung schwer auf ihren Schultern lastete, war ihr Gang geschmeidig. Er begehrte sie, selbst jetzt.

Die Selk’nam gingen leise zu Werke. Kaum ein Wort fiel, während das Lager vorbereitet wurde.

Zwei Männer packten ein Schaf, das blökend protestierte, und warfen es auf die Seite. Während einer dem Tier die Schnauze zudrückte, stieß der andere ihm ein Messer ins Herz. Das Tier zuckte, doch es war ein lautloses Sterben. Die Männer drehten es so, dass das Blut in die Bauchhöhle floss. Sie würden es später herausschöpfen und eine Suppe daraus kochen. Nichts sollte verschwendet werden.

Naviol band sein Pferd an einem Strauch an, wo es sogleich gierig zu fressen begann.

Navarino, der eigentlich nur bei ihnen überwintern wollte, war nun unentbehrlich geworden. Der Yag’han trat zu ihm und ließ seinen Blick über die kleine Flüchtlingsgruppe schweifen.

»Du solltest noch einmal mit den Ältesten reden, Naviol. Die Kinder und die Alten können das Tempo nicht mehr lange durchhalten. Wir sollten auf Fergussons Land ziehen, dort seid ihr sicher.«

»Du weißt, was sie davon halten«, seufzte Naviol. »Mir selbst gefällt der Gedanke auch nicht, aber …«

Navarino legte ihm eine Hand auf die Schulter und Naviol sah auf.

»Diese weißen Männer haben kein Herz. Es sind Monster. Sie werden nicht einfach aufgeben. Ganz gleich, wie weit ihr davonlauft. In ihren Augen seid ihr nur das Geld wert, das sie für eure Leichen bekommen«, presste er hervor und fügte leiser hinzu: »Ich habe welche gesehen, die Dutzende Ohren aufgefädelt an ihrem Sattel hängen hatten, für jedes bekommen sie einen Schilling. Wenn sie euch alle töten, sind sie reich! Vielleicht verkaufen sie auch Teile der Toten in die Welt, aus der sie gekommen sind.



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